Neuberechnung: Milchstraße und Andromeda-Galaxie kollidieren wohl doch nicht
Helsinki (Finnland) – Es gehört zu den ebenso faszinierendsten wie katastrophalsten fernen Zukunftsszenarien unserer Galaxie: In einer weit entfernten Zukunft werden unsere Milchstraße und die Andromeda-Galaxie kollidieren und so eine neue elliptische Galaxie entstehen. Jetzt zeigen Neuberechnungen mit Super-Computern jedoch, dass diese Kollision eher unwahrscheinlich ist.

Copyright: NASA, ESA, STScI, Till Sawala (University of Helsinki), DSS, J. DePasquale (STScI)
Mit Daten der Weltraumteleskope Hubble (NASA) und Gaia (ESA) hat ein Team aus Astronomen um Dr. Till Sawala von der Universität Helsinki simuliert, wie sich die Milchstraße und die Andromeda-Galaxie in den nächsten 10 Milliarden Jahren entwickeln werden.
Wie die Forschenden aktuell im Fachjournal „Nature Astronomy“ (DOI: 10.1038/s41550-025-02563-1) berichten, galt es bislang als sicher, dass beide Galaxien – die aktuell mit rund 100 km/s aufeinander zurasen – in etwa fünf Milliarden Jahren kollidieren und in einer elliptischen Galaxie aufgehen würden.
Die neuen Berechnungen liefern nun jedoch ein anderes Bild: In gerade einmal rund 2 Prozent der durchgespielten rund 100.000 Simulationen kommt es in den nächsten fünf Milliarden Jahren tatsächlich zur besagten kosmischen Kollision der beiden Galaxien.
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Erstmals haben die Simulationen nicht nur die Bewegungsdaten der Galaxien, sondern auch Unsicherheiten der Messungen und der Einfluss der Großen Magellanschen Wolke (LMC) in die Berechnungen miteinbezogen. Letztere beeinflusst durch ihre Gravitation die Bahn der Milchstraße so stark, dass eine Kollision mit Andromeda unwahrscheinlicher wird.
In etwas mehr als der Hälfte der Simulationen kommt es zwar zu einer engen Begegnung der Galaxien – ein tatsächlicher Zusammenstoß findet jedoch meist erst in acht bis zehn Milliarden Jahren statt. Zu diesem Zeitpunkt wird unsere Sonne bereits erloschen sein.
In vielen weiteren Szenarien ziehen die Galaxien einfach aneinander vorbei – mit genügend Abstand, dass sie sich weiterhin weitgehend unbeeinflusst entwickeln.

Copyright: NASA, ESA, STScI, Till Sawala (University of Helsinki), DSS, J. DePasquale (STScI)
Zugleich betont Sawala aber auch, dass die neuen Ergebnisse frühere Berechnungen nicht widerlegen, sondern sie durch aktuellere Daten und deutlich komplexere Modelle ergänzen. „Es sah lange so aus, als sei eine Verschmelzung mit Andromeda unausweichlich – jetzt wissen wir, dass auch ein anderes Schicksal möglich ist“, fügt die Mitautorin der Studie Professorin Alis Deason von der Durham University erläuternd hinzu.
Die Forschungsgruppe plant bereits weitere Untersuchungen, sobald Daten der europäischen Gaia-Mission weitere präzisere Informationen, insbesondere zur seitlichen Bewegung Andromedas, liefern.
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Recherchequelle: ESA
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